Interview mit Lisa Scheithe – Gründerin ihres eigenen Designstudios

Durch die Gründung von Blossy durften wir schon einige inspirierende Gründerinnen kennenlernen. So auch Lisa Scheithe, die schon zwei Mal auf unserem Blossy Event als Speakerin mit dabei war.

Lisa ist ein absoluter Kreativkopf und hat ihre Leidenschaft für Design zum Beruf gemacht und verfolgt nun ihre Träume. Doch das ist nicht von Anfang an so reibungslos verlaufen, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Aber Lisa ist ein Stehaufmännchen und lässt sich nicht so einfach unterkriegen.

Lest am besten einfach selbst…😊

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Blossy: Wie bist Du auf die Idee gekommen, dich im Designbereich selbstständig zu machen? Gab es einen bestimmten Punkt, an dem Du dir dachtest „Das ist es!“?

Lisa Scheithe: Mein Weg in die Gründung war alles andere als „klassisch“.

Angetrieben hat mich das starke Bedürfnis, die PR Agentur zu verlassen, in der ich gearbeitet habe. Mich „selbstständig machen“ war am Anfang nur eine Idee im Kündigungsprozess. Die Idee hat sich schnell in Begeisterung verwandelt – mein Bauchgefühl war eindeutig. Es hat nur wenige Monate gedauert, vom ersten Gedanken bis zur Umsetzung. Heute verstehe ich auch warum.

Ich bin Generator vom Energietyp her – nach dem Human Design System. Demnach soll ich etwas tun, was ich liebe – um ich selbst zu sein. Ich habe zwar meine Fachhochschulreife in Mediengestaltung absolviert und die Software für Designer in meinem Journalistik-Studium in Magdeburg kennengelernt, gearbeitet habe ich jedoch eher im redaktionellen Bereich und in der Öffentlichkeitsarbeit – inklusive Weiterbildung zur Social Media PR Managerin. Ich bin dankbar für diesen Werdegang – denn dieser ermöglicht mir, die Brands meiner Kunden holistisch (mit)gestalten zu können, also ganzheitlich. Mein Job in der PR Agentur war das Consulting, die Beratung von Unternehmen – und die Konzeptentwicklung. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, dass Aufgaben wie das Kreieren von Pitch-Decks, Social Media Design und die Gestaltung von eBooks mir besonders viel Freude bereitet haben.

Seit ich selbstständig bin, kann ich endlich mein volles Potenzial leben. Mein Business wie es heute aussieht, hat sich aber erst mit der Zeit entwickelt. Zu Beginn hatte ich diesen großen Blumenstrauß an gestalterischen Dienstleistungen im Angebot. Auch ich musste mich am Anfang erst mal ausprobieren und meine Leidenschaft entwickeln. Heute bin ich Brand Designerin, Content Creator und Mentorin von selbstständigen Frauen und Gründerinnen, die erfahren möchten, wie sie durch Produktivität mehr Raum für Kreativität schaffen können.

Du bist nach einiger Zeit in der Selbstständigkeit noch einmal für kurze Zeit in ein Angestelltenverhältnis zurückgegangen. Warum hast du diesen Schritt gewählt?

Wer vom Typ her eher „Pippi Langstrumpf“ ist, ist stets mutig und stürzt sich ins Abenteuer. Das ist meine Art, Dinge anzugehen – birgt aber auch einige Risiken.

„Einfach mal machen“ bedeutet eben auch, Fehler zu machen – wobei ich Fehler nicht immer negativ bewerten würde. Denn ich denke, jedes Scheitern ist auch eine Chance für einen Neuanfang. Wir lernen auf unserem Weg, wie immer dieser auch aussehen mag.

Ich spreche da ganz offen drüber und gebe zu: Ich habe sehr im Moment gelebt und nicht langfristig gedacht.

Lisa Scheithe

Das hat mich an einen Punkt gebracht, an dem ich nicht wusste, wie ich die nächste Miete bezahlen soll – ein Szenario, was viele angehende Gründerinnen fürchten. Und ich sage: Traut Euch trotzdem!

Die Unterstützung meiner Eltern war zu diesem Zeitpunkt genauso wertvoll wie die Begleitung von inspirierenden Persönlichkeiten wie Rebecca Maria Reise und Laura Kessner, die mich in dieser schweren Zeit aufgefangen und vorangebracht haben – dafür bin ich heute noch sehr dankbar.

Ich gebe zu, der „Schritt zurück“ hat sich nicht gut für mich angefühlt – und die Entscheidung für einen einjährigen Einsatz als Content Managerin in einem Konzern ist mir nicht leicht gefallen. Heute weiß ich, dass dieser Schritt raus eine der wertvollsten Richtungen war, die ich mit meinem Unternehmen eingeschlagen habe. Und das ist für mich der beste Beweis, warum es sich lohnt, mutig zu sein – immer wieder mutig zu sein. Denn dieser Blick von außen hat mich einiges gelehrt.

Du sprichst von „Soulful Aligned Creation“. Was bedeutet das für dich?

Soulful Aligned Creation bedeutet für mich, mit dem Herzen zu kreieren. Ich produziere Content, indem ich Texte aus dem Moment heraus erschaffe. Dennoch steht allem voran eine Planung – visuell und thematisch. Denn nur wer gut plant, hat mehr Zeit für kreative Inhalte, die begeistern. Um anderen den Zugang zu meinem Social Media Workflow zu ermöglich, habe ich mit awork zusammen ein Aufgabenpaket entwickelt. Und ich habe Kalenderblätter gestaltet, mit denen jeder die eigene Content Creation organisieren kann.

Und mit Lisa´s Code gibt es bei awork sogar 10 % Rabatt für 12 Monate: AFLT-LISASCHEITHE-12

Nochmal zum Anfang: Was waren deine ersten Schritte? Wie bist Du deinem Herzensprojekt nähergekommen?

Meine ersten Schritte… ich bin sie gegangen. Durch meinen Kreativkopf mit 1.000 Ideen hatte ich häufig das Gefühl, my head is a jungle.

Wichtig ist, zu verstehen: Wenn Du Dich nur fragst, wie Du da durchkommst, kommst Du nicht vorwärts.

Träumen ist essenziell, aber Deine Vision zu leben, lässt Dich wachsen. Dabei musst Du nicht mal von Anfang an eine genaue Vorstellung davon haben, was Du erreichen möchtest. Raum und Zeit spielen eine besondere Rolle. Ich bin meinem Herzensprojekt näher gekommen, indem ich losgegangen bin und reflektiert habe, was mir Freude bereitet. Dabei musste ich selbst erst mal lernen, was es bedeutet, grenzenlos zu träumen.

Nun stehe ich kurz vor der Markteinführung meiner ersten physischen Produkte – DAS bereitet mir Herzklopfen.

Dafür ist es so wichtig, immer wieder in uns hineinzuspüren: Was fühle ich, wenn ich an mein Ziel denke? Wirkliche Transformation habe ich aber durch den Austausch mit anderen erfahren – sei es auf der persönlichen Ebene mit Vertrauten oder durch eine Investition in Form eines Mentorings. Beides lässt uns wachsen. Gemeinsam Feuer zu entfachen, Begeisterung zu teilen und sich weiterzuentwickeln ist einfach kraftvoll.  

Gab es Herausforderungen, denen Du dich bei der Gründung deines Unternehmens stellen musstest? Wie hast Du es geschafft, diese zu bewältigen?

Herausforderungen begegnen uns in der Selbstständigkeit immer wieder – sie halten uns in Bewegung, lassen uns wachsen. Für mich ist es eine Herausforderung, meine Finanzen zu managen. Doch damit bin ich nicht alleine. Mein Dank geht an dieser Stelle an Chiara Bachmann (das Interview mit Chiara findest du hier), die mit Fräulein Finance eine Brand geschaffen hat, die Frauen zusammenbringt und sie dabei unterstützt, Ihre Finanzen mit Leichtigkeit zu meistern. Das Besondere ist zum einen die Wissensvermittlung durch einen Coach und zum anderen der Austausch mit anderen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es hilft, sich zu öffnen. Denn es gibt immer Menschen, die ebenfalls vor den Herausforderungen stehen oder einen Weg kennen, wie Du diese bewältigen kannst.

Wegbegleiter sind für mich enorm wichtig geworden. Aber ich arbeite auch kontinuierlich an mir selbst, indem ich meine Arbeitsprozesse reflektiere und Tools sowie Strategien für mehr Produktivität entwickle. Planung und Reflektion haben mir dabei geholfen, mich besser zu fokussieren. Dadurch habe ich an Klarheit gewonnen, mein Wohlbefinden gesteigert und für mehr Freude in der Zusammenarbeit mit meinen Kunden gesorgt. Und ich mache mir kleine wie große Erfolge bewusst. Das unterstützt mich mental dabei, auch die nächste Herausforderung zu meistern.

Wie arbeitsintensiv war die erste Zeit nach der Gründung deines Unternehmens? Hast Du Tipps dafür, wie man trotz vieler To Dos nicht den Überblick und die Motivation verliert?

Gerade die erste Zeit in der Selbstständigkeit ist recht arbeitsintensiv, das stimmt. Produkte, Angebote und Materialien müssen erst mal entwickelt werden. Und Du feilst an Deiner Positionierung. Das kostet Zeit. Hinzu kommt die Arbeit für Deine Kunden. Um den Überblick zu behalten, arbeite ich mit verschiedenen Tools und Strategien.

Ich stelle mir am Anfang jeden Jahres, Quartals und Monats die Frage, was ich erreichen möchte und plane meine Wochen entsprechend meiner Vorhaben. Geht ein Zyklus zu Ende, reflektiere ich die Zeit: Was ist gut gelaufen? Welche Aufgaben und Arbeitsprozesse können beispielsweise noch optimiert werden? Wie bin ich mit meinen Ressourcen umgegangen? Denn für nachhaltigen Erfolg ist es wichtig, nicht nur Deine Zeit, sondern auch Deine Energie zu managen.

Im Bereich Zeitmanagement und Selbstorganisation habe ich mich am Anfang gefragt, wie viele Stunden mir in der Woche zum Arbeiten zur Verfügung stehen – beziehungsweise, wie viele Stunden ich arbeiten möchte. Dann habe ich meinem Business „Abteilungen“ zugeordnet, darunter Finance, Backoffice, Kreation, Marketing, Sales und Projektmanagement. Folglich habe ich mir überlegt, wie viel Zeit ich den Bereichen jeweils widmen kann und möchte.

Meine Woche sieht beispielsweise so aus: montags ist mein Unternehmertag, dienstags bis donnerstags stehen meine Kunden und das Thema Akquise im Mittelpunkt und freitags (sowie bei Bedarf am Wochenende) widme ich mich meinen Herzensprojekte und der Weiterbildung.

Spoiler: Der Plan geht natürlich nicht immer auf – aber er verleiht meinem Unternehmen Struktur.

Zum Abschluss möchte ich noch einen ganz besonderen Tipp geben, den ich für sehr wertvoll halte: Vereinbare regelmäßig Meetings mit Deinem CEO, mach Termine mit Dir als Geschäftsführerin aus. Dabei können zum Beispiel neue Angebote entstehen oder Du verhandelst Dein Gehalt. Um neuen Ideen Raum zu geben, ist auch eine Workation hilfreich – die Verbindung von Urlaub und Arbeit, ein Tapetenwechsel also.

Apropos Motivation: Wie schaffst Du es, dich immer wieder zu motivieren? Wer oder was motiviert dich? Hast Du vielleicht sogar ein Idol?

Es erfüllt mich mit Freude, wenn meine Kunden sich mit ihrem neuen Look wohlfühlen und damit Begeisterung transportieren. Beim Designen schaffst Du nicht nur ein visuelles Erlebnis, sondern auch ein emotionales. Ganz viel Motivation ziehe ich auch aus dem Austausch mit anderen. Und es gibt wirklich inspirierende Unternehmerinnen.

Chiara Bachmann verfolge ich bereits seit ihrem Weg in die Gründung. Ich bewundere sie für das Feuer und die Leidenschaft, die in ihr steckt. Das ist so inspirierend – und bin sehr dankbar dafür, dass sie mich als Mentorin und ganz besondere Freundin in meinem Leben begleitet.

Mein Idol der ersten Stunde ist aber Aimie-Sarah Carstensen. Ich durfte sie über Fielfalt kennenlernen, eine Plattform für Frauen, die etwas wagen wollen. Vermutlich hat sie den ersten Anstoß geleistet, mehr in meinem Leben zu bewegen. Sie hat mir beigebracht, was Female Empowerment bedeutet und gezeigt, wie aus einem Funken ein Feuer entfacht werden kann. Ich erinnere mich noch an ein Event, wo sie uns von ihrer Idee zu ArtNight erzählt hat – und nun schau Dir an, wo sie heute als Unternehmerin steht.

Hast Du jemals an dir oder deiner Idee gezweifelt? Wie bist Du damit umgegangen?

Auf jeden Fall habe ich auch schon an meinen Ideen gezweifelt – denn Unternehmertum ist nicht immer das Paradies, wie Du es von außen wahrnimmst.

Sei Dir sicher: Produkte und Dienstleistungen wie Du sie heute auf den Markt findest, haben einen langen Entwicklungsprozess hinter sich – und so auch die Personen, die dahinter stehen.

Lisa Scheithe

In dem einen Moment habe ich DIE Idee, die mich quirlig durch mein Büro tanzen lässt – und habe Herzklopfen bei dem Gedanken daran, sie zu verwirklichen. Im nächsten Moment frage ich mich, was ich mir dabei gedacht habe. Aber das habe ich mich bei der Teilnahme am Halbmarathon auch immer wieder gefragt. Am Ende bin ich trotzdem ins Ziel eingelaufen – und das ist ein unglaubliches Gefühl, wofür es sich lohnt, durchzuhalten.

Welche Tipps würdest Du jungen Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Sei mutig – immer wieder mutig. Es lohnt sich!

Gibt es etwas, das Du jetzt anders machen würdest, nachdem Du an Erfahrung dazugewonnen hast?

Mir hat mal jemand gesagt: Rejection is guidance. Ob Du nun Ablehnung erfährst oder „scheiterst“, Du erhältst dadurch immer die Möglichkeit, Dich neu auszurichten – Deine Geschichte neu zu schreiben, Dein Leben neu zu gestalten.

Ich bin dankbar für die „Fehler“, die ich gemacht habe – denn der Weg hat mir so viel beigebracht, und mir die Tools und Strategien aufgezeigt, die ich heute erfolgreich einsetze. Aus meiner ersten „gescheiterten“ Gründung habe ich gelernt, dass es hilfreich ist, den Blick in die Zukunft zu richten – ich sage nur „Cashflowplanung“. Apropos Planung, ich wiederhole es immer wieder gerne: Planung und Reflektion haben meine Arbeitsprozesse und meine Art zu arbeiten revolutioniert, wirklich wahr!

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Wenn die Frage im Raum stehen würde: Würdest Du noch einmal gründen?

YEAH. YEAH! Auf jeden Fall. Ich gehe in meiner zweiten Gründung total auf und habe für mich erkannt, dass die Selbstständigkeit der Weg ist, mein Potenzial zu leben.

Zum Abschluss: Hast du ein Lieblingsbuch? Was ist dein absolutes Must-Read für alle, die sich selbstständig machen möchten?

Was Bücher betrifft, kann ich mich nicht entscheiden – denn es haben mich viele auf unterschiedliche Art geprägt. Ich möchte zum Abschluss lieber Pippi Langstrumpf zitieren: „Das habe ich noch nie vorher versucht. Also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“


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