Interview mit Anja Krystina Hermes – Gründerin von FEMboss

Anja ist Serial Entrepreneur und hat unter anderem das Frauennetzwerk FEMboss gegründet, das Frauen im Business und in der Persönlichkeit stärkt und Raum für Vernetzung schafft. FEMboss veranstaltet unter anderem, wie Blossy auch, Events für Frauen.

Im Interview verrät uns Anja, wie arbeitsintensiv die Zeit nach der Gründung war, warum sie zum Markenaufbau eine Patenanwalt empfiehlt und gibt hilfreiche Tipps für alle (angehenden) Gründerinnen.


Blossy: Wie bist Du auf die Idee gekommen dein Unternehmen „FEMboss“ zu gründen? Gab es einen bestimmten Punkt, an dem Du dir dachtest „Das ist es!“?

Anja Krystina Hermes: Ich komme aus dem Offline Messe- und Eventbereich und mir fehlten bei den damaligen Persönlichkeitsentwicklungs-Events immer etwas. Sei es das Essen, das überteuert und ungesund war, die Location war nicht passend zu dem, was die Veranstaltung aussagen wollte und dann fehlten da noch die Frauen auf der Bühne und aber auch im Publikum. So habe ich Anfang 2019 kurzerhand selbst ein Konzept kreiert und nach nur 5 Monaten Vorbereitung umgesetzt. Ich wollte uns Frauen einen atmosphärischen Raum schaffen, indem wir wachsen und uns connecten können.

FEMboss ist ein Frauennetzwerk für Selbstständige und Unternehmerinnen. Warum ist es dir so wichtig, dass Frauen zusammenhalten und sich gegenseitig supporten?

Einer unserer Leitsätze: “When women work together, it’s a bond unlike any other”.

Um wirklich etwas zu verändern, müssen sich immer mehrere like-minded Menschen zusammenschließen und die Ellbogen einfahren. Das gilt natürlich auch für Kooperationen innerhalb der gleichen Branche. Ich war schon immer der Meinung, dass es genügend Angebote gibt. Der Kuchen ist groß genug für alle 😉 So freue ich mich auch sehr, dass wir mit FEMboss auch mit euch von Blossy kooperieren und uns austauschen.

Du hast Femboss nicht alleine gegründet. Was für Vorteile ergeben sich für dich aus der Gründung mit weiteren Personen? Hast du Tipps, wie man einen geeigneten Gründungspartner findet?

Die Idee kreierte ich erstmal alleine, die Gründung folgte dann erst ein Jahr später mit Felix Thönnessen, bekannt aus Höhle der Löwen und RTL. Ich muss da wohl etwas ausholen, denn ich habe noch zwei weitere Unternehmen und ich bin die typische Scannerin.

Fokus bedeutete für mich lange Stillstand, aber ich merkte, dass ich alleine nicht mehr weiterkomme und eine Meinung von außen brauche. Daher habe ich mich erstmal für ein reguläres 5-Tages Coaching bei Felix auf Mallorca entschieden. Dort fiel dann die Entscheidung, FEMboss zu meinem Unternehmenshaus zu machen und die beiden anderen Unternehmen zu verkaufen. Das war ein immens großer Schritt für mich und ich weiß noch heute, wie ich mich danach fühlte, als ENDLICH die Entscheidung gefallen ist!

Felix und ich hatten direkt den gleichen Vibe, wir haben den Kontakt gehalten und ich dachte mir dann “Warum nicht direkt mit ihm an meiner Seite gründen?” 🙂

Meine Empfehlung ist daher: geht raus, sprecht mit Menschen, die schon mehrere Stufen weiter sind, wie ihr, holt deren Meinung ein und gebt aber erstmal. In meinem Fall war das ein mittleres 4-stelliges Investment. Ihr solltet auf jeden Fall die gleichen Werte haben, euch dennoch in eurem Wissen ergänzen.

Aber nochmal zurück zum Anfang: Was waren deine ersten Schritte? Wie bist Du deinem Herzensprojekt näher gekommen? 

Ich hatte die Idee zum FEMboss Festival und hab direkt umgesetzt. Ich bin eine Macherin und denke erst danach an diverse Dinge, die vielleicht nicht klappen könnten 😉


Das hat Vor- aber auch Nachteile. Da ich mich bereits im Eventbereich sehr gut auskannte, waren mir die Abläufe und Prozesse klar. Nur so konnte ich innerhalb von 5 Monaten das Festival aufziehen. Der zweite Schritt war also in die Sichtbarkeit zu gehen, mein Konzept an so viele Leute wie nur möglich vorzustellen, passende Speaker*innen dafür zu finden und natürlich auch genügend Teilnehmerinnen, damit sich das Event trägt. Mein Ziel war es: keinen Verlust zu machen und kostendeckend das Event durchzuführen. Das habe ich dank tage- und nächtelanger Akquise via eigenem Netzwerk, LinkedIn und Instagram und tollen Sponsorinnen, die an mich und an das Konzept direkt geglaubt haben hinbekommen.

Frage dich hier immer: “what’s in it for them”, wenn du jemanden connectest. Und in gewisser Weise kannst du die Leute auch etwas nerven 😉 Frag zwei, oder dreimal nach, falls keine Antwort kommt. Damit haben die meisten ein Problem, aber ich finde, das wirkt nicht nervig, sondern bedeutet, dass die andere Person wirklich interessiert an mir ist. Einfach mal die Sichtweise ändern 😉

Gab es Herausforderungen, denen Du dich bei der Gründung deines Unternehmens stellen musstest? Wie hast Du es geschafft, diese zu bewältigen?
Ich hab ja schon 6 Gründungen hinter mir und da waren so einige Fails und Herausforderungen dabei. Zum einen die Namensfindung und der damit verbundene Markenschutz. Ich hab irgendwie kein gutes Händchen, da ich schon 3 Markenrechtsstreits auf dem Tisch liegen hatte. Somit ist mittlerweile mein erster Gang zum Patentanwalt, bevor ich mir eine Marke sichere. Generell denkt man ja immer, man muss da alleine durch, aber wenn du ein tolles Netzwerk an like-minded people um dich hast (wie bei uns bei FEMboss), dann fällt dir einiges leichter, du kannst direkt Fragen stellen, du wirst supportet und musst dich auch nicht grün und blau googlen 😉

Alleine schon seinen Struggle zu teilen und zu wissen, dass es anderen auch so geht/ging ist schon mal viel wert. Ich hab nach und nach mein Umfeld mit tollen Selbstständigen und Unternehmer*innen gefüllt, die ich zu jeder Zeit anrufen kann, wenn ich Fragen habe.

Wie arbeitsintensiv war die erste Zeit nach der Gründung deines Unternehmens? Hast Du Tipps dafür, wie man trotz vieler To Dos nicht den Überblick und die Motivation verliert? 

Wellbeing ist einer unserer 3 Säulen, die wir bei FEMboss definiert haben. Ohne Pausen funktioniert das alles nicht und denke immer daran: du bist die wichtigste Ressource in deinem Unternehmen. Kümmere dich somit um dich, mach Termine mit dir selbst, suche dir eine Sportart, die dich auspowert, nimm regelmäßig ein Bad (ich liiiiebe meine Badewanne!) und vergiss nicht, warum du dich dafür entschieden hast, zu gründen!


Dein Warum erinnert dich meist daran, für was du das alles hier tust und auch wenn das mal Tage sind, an denen du über 12h arbeitest. Ich kann nicht genau sagen, wie arbeitsintensiv die Anfangszeit war, aber es dauert schon ein paar Jahre, bis diese sehr intensive Zeit etwas abebbt. Ich habe nun ein Team von 6 wunderbaren Menschen, werde aber wohl noch 1-2 Jahre benötigen, um meinen angestrebten 4h Tag umzusetzen 🙂

Apropos Motivation: Wie schaffst Du es, dich immer wieder zu motivieren? Wer oder was motiviert dich? Hast Du vielleicht sogar ein Idol?

Roldemodels sind super wichtig, um sich weiterzuentwicklen. Um einen “Leitstern” zu haben, an dem man sich orientiert. Mein großes Vorbild ist schon seit meinem 18. Lebensjahr Sophia Amoruso, Initiatorin von Girlboss und dem damaligen Vintage-Store Nasty Gal. Sie faszinierte mich schon früher mit ihrer rebellischen, authentischen Art, da auch ich schon immer aneckte und schon im Kindergarten eher die kleine Rebellin war. Zudem liebe ich Vintage Kleidung.

Sie und aber noch viele weitere Frauen, wie Carrie Green oder Jaclyn Johnson motivieren mich jeden Tag mit ihrem Werdegang, mit ihrem unerlässlichen Glaube an sich selbst und dem großen Wunsch, in der Welt etwas großes zu bewegen. Alle drei leben auch “better together” und teilen aber auch ihre Fails, denn auch Rolemodels sind nicht perfekt und mussten viele Hürden bestehen. Genau diese Learnings sauge ich regelrecht auf.

Wie ich mich sonst motiviere? Mit einem starken Warum und einem großen Fernziel, das ich für mich definiert habe und mit dem ich jeden Tag arbeite. Ich arbeite mit der “The One Thing” Methode, aus dem Buch von Gary W. Keller und Jay Papasan: Ein Fernziel definieren und es so weit runterbrechen (Dominostein-Methode), bis ich mich jeden Tag frage: Was kann ich heute tun, das auf mein Wochenziel einzahlt? Das Wochenziel zahlt wiederum auf das Monatsziel ein u.s.w.

Hast Du jemals an dir oder deiner Idee gezweifelt? Wie bist Du damit umgegangen?

Klaro, Selbstzweifel kennt glaub ich jeder und auch ich! Die sagen gefühlt alle 3 Tage Hallo 😀

Auch hier ist ein starkes, empowerndes Umfeld wichtig, wie aber auch ein starkes Warum. Ich nehme die Zweifel erst mal an und frage mich dann genau, woher diese kommen. Dann überlege ich mir, wie ich diese ausmerzen kann. Denn nur einfach wegschieben ist nicht nachhaltig. Geh diesen (auch wenn es echt ungemütlich ist) Dingen auf den Grund und lerne daraus. Meist bespreche ich diese Zweifel mit meinem Mann (mein bester Unternehmensberater <3) oder aber auch mit Felix, meinem Co Gründer, oder meiner Business Sister Lena. Ein Blick von außen wirkt meist Wunder.


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Welche Tipps würdest Du jungen Gründerinnen mit auf den Weg geben?

1. Connecte dich so schnell es geht mit like-minded people, denn ein starkes Netzwerk ist eines der unterschätzesten Dinge, die du für dein erfolgreiches Business brauchst.

2. Nehme nur Ratschläge von Personen an, die einen ähnlichen Wissenstand wie du haben oder noch besser: schon weiter wie du sind. Niemals von Personen, die z.B. zu unsicher sind, sich selbstständig zu machen.

3. Werde sichtbar!

4. Gehe so früh wie möglich mit deiner Idee raus (und hab keine Angst, dass diese jemand klaut!) und baue dir eine Community auf, BEVOR du ein Produkt oder eine Dienstleistung kreiert hast.

5. Mache eine ausgiebige Marktrecherche, kenne deine Mitstreiter*innen, denn nur so weißt du, was du anders machen kannst und welche Punkte du als dein USP oder UAP definierst.

Gibt es etwas, das Du jetzt anders machen würdest, nachdem Du an Erfahrung dazugewonnen hast?

Generell bereue ich nichts, denn all das hat mich heute an diesen Punkt gebracht, an dem ich heute bin 🙂 Aber ich würde zum einen schon früh einen Patentanwalt einschalten, wenn du großes mit deiner Brand vor hast, um dir deine Marke schützen zu lassen.

Zum anderen würde ich, bevor ich schon wieder ein neues Unternehmen gründe oder die Produktrange erweitere mich fragen: “Was kann ich tun, damit ich das bereits vorhandene größer machen kann?” Also dich zum Beispiel auf ein gewisses Produkt fokussieren, dass eh schon gut läuft und dieses ausbauen und skalieren, bevor du wieder ein neues kreierst.

Wenn die Frage im Raum stehen würde: Würdest Du noch einmal gründen?

Immer und immer wieder!!!!! Mich bekommt niemand mehr zurück ins Angestelltenverhältnis 😀

Zum Abschluss: Hast du ein Lieblingsbuch? Was ist dein absolutes Must-Read für alle, die sich selbstständig machen möchten?

The One Thing, wie oben schon genannt 🙂 Focus is the key.


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